Pretty Poly erzählt die faszinierende Geschichte des Fußballtrikots und zeichnet seine dramatische Entwicklung über einen Zeitraum von 150 Jahren nach, von bescheidenen Anfängen bis hin zu einem Produkt, das im Zentrum einer Milliarden-Dollar-Industrie steht. Das Buch ist vollgepackt mit Fakten, Zahlen und Anekdoten und enthüllt die Geschichte, die in jedem Detail der heutigen Trikots steckt, vom Kragen bis zum Namens-Flock auf dem Rücken. Im Folgenden zeigt der Autor Alex Ireland auf, wie das Trikot zu einem zentralen Bestandteil der Fußballkultur geworden ist. Außerdem stellt er Besonderheiten von Trikots vor, die sich im Laufe der Geschichte entwickelt haben.
Das Trikot ist zu einem heiligen Relikt des Spiels und zu einem wichtigen Bestandteil des Fußballvokabulars geworden. Leistungsschwachen Spielern wird gesagt, sie seien ungeeignet, das Trikot zu tragen, während Spieler, die dem Druck in einem renommierten Verein nicht gewachsen zu sein scheinen, hätten mit der Last des Trikots zu kämpfen.
Es ist häufig ein zentraler Bestandteil beim Torjubel, bei dem die Spieler das Wappen küssen, um ihre Verbundenheit mit dem Verein auszudrücken. Oder sie zeigen in einer Form der Selbstpromotion auf ihren eigenen Namen auf dem Rücken. Als Zeichen des gegenseitigen Respekts tauschen Spieler nach dem Spiel zudem oft ihre Trikots, nachdem sie sich nur wenige Minuten zuvor noch eine körperliche Schlacht und technische geliefert haben.
Die Trikotfarben einer Mannschaft sind wesentlicher Bestandteil ihrer Identität und in einigen Fällen so unverwechselbar, dass man sie alleine daran erkennt. Dazu zählt zum Beispiel Brasiliens gelb-grünes Trikot mit den blauen Hosen, ebenso wie die rot-weißen diagonalen Hälften der AS Monaco oder das blaue Trikot der Boca Juniors mit der breiten gelben Brustbanderole. Und selbst wenn Rivalen wie Manchester United und Liverpool die gleichen Farben tragen, tut dies der Begeisterung ihrer Fans für ihr Heimtrikot keinen Abbruch. Vor diesem Hintergrund ist es vielleicht überraschend, dass die Football League erst 1891, 20 Jahre nach der Gründung des FA Cups, von den Vereinen verlangte, einheitliche Trikotfarben zu bestimmen.
Bis in die 1970er Jahre trugen die Mannschaften einfarbige Trikots oder einfache Muster wie Quadrate oder Streifen. Mit dem Aufkommen der Trikot-Replika-Industrie in den 1970er Jahren und der Erfindung billiger Farbstoff-Sublimations- und Jacquard-Webtechniken in den 1980er Jahren waren der Kreativität der Designer kaum Grenzen gesetzt. Das Ergebnis sind Trikots, die von fast allen denkbaren Einflüssen inspiriert sind, von Stadtplänen und Fabelwesen bis hin zu Revolutionsführern oder einfachen gebackenen Bohnen. Die Trikots von Belgien (1984), Dänemark (1986), Niederlande (1988), der Bundesrepublik Deutschland (1990) oder Nigeria (2018) sind allesamt unverwechselbare Hemden, die fast schon als eigene Marken gelten können. Einige Designs sind dabei so ikonisch, dass sie eigene Spitznamen haben, wie Bruised Banana (Arsenals Auswärtstrikot von 1991 bis 93) oder Snowflake (Manchester Uniteds Auswärtstrikot von 1990 bis 92).
Während das Sponsoring oft als moderne Erfindung angesehen wird, trugen mehrere US-Teams schon vor über einem Jahrhundert Markennamen. Die Mannschaften von St. Louis, Scullin Steel und Vesper Buick, trugen schon in den frühen 1920er Jahren während der Endspiele des US Open Cups den Namen ihrer Sponsoren mittig auf den Trikots.
Der Sponsor ist heute ebenso Teil der Identität eines Fußballtrikots wie seine Farbe, sein Design oder das Wappen, das es trägt. Die Logos von so unterschiedlichen Marken wie Die Continentale, Newcastle Brown Ale, ABN AMRO, ERG und Nintendo rufen sofort lebhafte Bilder von Mannschaften, Spielern und den Spielen hervor, von denen sie getragen wurden. Jeder Verein hat Sponsoren die unmittelbar und eng mit ihrer Geschichte in Verbindung gebracht werden können. Real Madrids Partnerschaft mit Siemens von 2002 bis 2006 deckte die Galactico-Ära ab, in der die Politik des Klubs, Superstars zu horten, zwar Glamour, aber nicht die ersehnte zehnte Champions-League-Trophäe, „La Decima“, brachte. In der Zeit mit Emirates als Sponsr von 2013 bis heute holte der Verein dagegen fünf Champions-League-Titel in neun Spielzeiten.
Der Sponsor ist nur eine von vielen Ornamenten, die auf modernen Trikots zu finden sind. Australische und neuseeländische Mannschaften waren die ersten Teams, die um 1904 Trikotnummern verwendeten, und in Europa kam diese Idee in den 1920er Jahren auf. Einige Spieler-Nummern-Kombinationen wie die 14 von Johan Cruyff, die 5 von Zinedine Zidane bei Real Madrid und das Trikot mit der Nummer 7 von Manchester United sind zu Ikonen geworden, insbesondere nachdem den Spielern in den 1990er Jahren dauerhafte Kadernummern zugewiesen wurden und sie begannen, benannte Trikots zu tragen.
Obwohl das Vereinswappen heute ein wichtiger Bestandteil des Trikots ist, trugen die meisten Vereine es bis in die 1970er Jahre nur bei wichtigen Partien wie Pokalendspielen. Bayern München (1989), Juventus (1994) und der AC Mailand (1995) gehören zu den Spitzenmannschaften, die erst spät ein Wappen auf ihren regulären Trikots eingeführt haben. Die FA führte anlässlich ihres hundertjährigen Bestehens 1987 Ärmelabzeichen ein, und in den meisten professionellen Vereins- und internationalen Wettbewerben müssen die Mannschaften heute Ärmelpatches der jeweiligen Wettbewerbe tragen.
Neben seiner sportlichen Bedeutung ist das Fußballtrikot auch Teil eines riesigen globalen Geschäfts geworden. Dies ist zum großen Teil dem Wachstum der Trikot-Replika-Industrie zu verdanken, die von der Firma Admiral aus Leicester in den 1970er Jahren begründet wurde. Allein Manchester United hat 132 Millionen Pfund eingenommen (75 Millionen Pfund von Ausrüster adidas, 47 Millionen Pfund von Trikotsponsor Teamviewer und 10 Millionen Pfund von Ärmelsponsor DXC). Diese Summe ist höher als die 129 Millionen Pfund, die alle anderen 14 Premier-League-Klubs außerhalb der „Big Six“ zusammen erhalten. Einzelne Replika-Shirts kosten über 110 £, obwohl die Produktionskosten etwa 5 % dieses Preises ausmachen.
Das jüngste Wachstum beim Sammeln von historischen Trikots führt dazu, dass begehrte Klassiker wie das Heimtrikot der Niederlande von 1988 und das Auswärtstrikot von Barcelona aus der Saison 1991/92 in den seltenen Fällen, in denen sie bei einer Online-Auktion erscheinen, fast 1.000 Pfund kosten. Das ist jedoch nichts im Vergleich zu den Preisen berühmter Matchworn-Trikots: Diego Maradonas Trikot aus dem „Hand of God“-Spiel gegen England im Jahr 1986 erzielte bei einer Auktion im Jahr 2022 7,1 Millionen Pfund.