Ab dem Alter von neun Jahren an begleitete Boris Möller seinen Vater, einen freiberuflichen Fotografen, regelmäßig ins Stadion zu Spielen der Frankfurter Eintracht.
Sein erstes Trikot bekommt er mit 14 Jahren geschenkt. Aber erst um die Jahrtausendwende packt ihn das Sammlerfieber so richtig. Heute zählt seine Eintracht Frankfurt Trikotsammlung zu den umfangreichsten und besten in Deutschland.
trikotmagazin.de hat ihn an seinem Wohnort Köln besucht.
Es herrscht Babyalarm im Hause Möller. Zum Zeitpunkt unseres Besuches ist der errechnete Geburtstermin für die erste Tochter nur noch ein paar Tage entfernt. Dennoch nimmt sich der gebürtige Gießener die Zeit uns seine Trikotschätze zu zeigen. Aufbewahrt sind diese alle in einem eigens eingerichteten Trikotzimmer, das er angesichts des bevorstehenden Nachwuchses im Hause gerade noch erfolgreich gegenüber seiner Freundin Tina verteidigen konnte. Das Gästezimmer wurde stattdessen zum Kinderzimmer umfunktioniert.
Betritt man sein Trikotzimmer fällt einem sofort eine sehr große und beleuchtete Vitrine ins Auge. „Das ist so eine alte Ladentheke aus den 70er Jahren. die ich ein wenig umgebaut und mit LED´s bestückt habe. In der Vitrine wurden früher keine Klamotten sondern eher Geldbörsen oder Accessoires ausgestellt“, berichtet Boris über das Möbelmonster, dass er selber „Trikot-Ufo“ getauft hat. Aufgehängt sind darin ungefähr 70 seiner absoluten Highlights Trikots. Gefunden hat er das Prachtstück bei einem Kölner Vintage-Möbelhändler, der, als er von dem erfolgreichen Umbau erfuhr, sich über eine erhöhte Nachfrage nach einem vergleichbaren Möbelstück nicht mehr retten konnte. Diese Vitrinen sind jedoch sehr selten und auch nicht besonders Preisgünstig. Ab und an taucht die eine oder andere im Internet auf, vor allem wenn lang eingesessene Traditionsgeschäfte ihre Türen für immer schließen müssen und ihr Inventar verkaufen. Boris Möller hat aber auch schon von Sammlern gelesen, die sich so eine Vitrine von einem Schreiner haben nachbauen lassen. Über der Vitrine hängen in drei großen Rahmen Trikots der argentinischen, deutschen und brasilianischen Nationalmannschaft. Die Trikotrahmen sind ebenfalls spezielle Modelle, die sich Möller vor vielen Jahren als der Markt für solche Produkte in Deutschland noch nicht so stark war, aus den USA hat kommen lassen.
Ins Auge sticht natürlich auch sofort die sogenannte „Blaue Mauritius“ aller Eintracht Frankfurt Trikots. Es ist ein Spielertrikot von Marek Penska aus dem Spiel gegen den MSV Duisburg am 27. Mai 1995 im Frankfurter Waldstadion. Die Eintracht und den MSV verbindet eine langjährige Fanfreundschaft. Aus diesem Anlass spielte Frankfurt in blau, was ja eigentlich die Farben des MSV sind und die Duisburger liefen in rot auf. „Diesem Trikot bin ich seit ich Anfang der Jahrtausendwende ernsthaft mit dem Sammeln begonnen habe, wie verrückt hinterher gelaufen. Und dieses Jahr habe ich das Glück, jetzt sogar drei Stück davon zu besitzen.“
Auch vom Europa League Finale in Sevilla erwartet Möller, der 2007 von Gießen nach Köln zog, um hier nach seiner Ausbildung erste Berufserfahrung zu sammeln, noch ein Spielertrikot für seine Sammlung. Er war drei Tage vor Ort und ist immer noch erschlagen von den Eindrücken in Andalusien. „Nach dem entscheidenden Treffer von Raffael Borré war ich total versteinert. Die Tränen liefen mir runter und es war irgendwie auch eine gewisse Leere da. Ich habe meine Freunde umarmt und war einfach nur baff. Zumal in diesem Jahr, in dem unsere Tochter geboren wird. Zudem ist Ende des letzten Jahres der Präsident unseres Fan Clubs gestorben, mit dem wir zuvor jahrelang quer durch Europa gereist sind und der dieses Ereignis hier nun nicht mehr miterleben konnte. Das war schon ein sehr emotionales Ding.“
Doch zurück ins Heiligtum des Trikotsammlers Boris Möller. In einem ebenfalls umfunktionierten vormaligen Miederschrank sind weitere fast 200 Trikots aufbewahrt. Schön nach Sponsoren sortiert. Wenn man ins Zimmer kommt ist links zudem ein zweistöckiges Stangengerüst aufgebaut, wo bestimmt noch mal 100 Trikots hängen. Das sind meistens die Neuzugänge, die noch etwas ausgelüftet werden müssen. Denn einige der ungewaschenen Matchworn-Trikots, die er oft ein paar Tage nach den Spielen per Post oder persönlich erhält, riechen noch recht stark nach Schweiß und zuweilen Parfüm und müssen es erstmal eine Weile ausdünsten, bevor sie im Schrank verstaut werden können. Und das eine oder andere Trikot, das besonders streng riecht, wird gar erst auf den Balkon verbannt.
Unter den Neuzugängen hängt eine kleine Deutschland-Sammlung mit ca. 30 Trikots von ehemaligen Nationalspielern der Eintracht wie Andy Möller, Uwe Bein oder Jürgen Grabowski. Um die 800 Trikots umfasst die gesamte Trikotsammlung von Boris Möller, fast ausschließlich originale Spielertrikots.
„Es ist schon eine große Herausforderung so eine Sammlung in einer Wohnung unterzubringen, ohne dass sie allzu viel Stauraum wegnimmt und trotzdem luftig gelagert werden kann. Denn manche Trikots sind schon sehr empfindlich. Gerade bei den modernen Trikots knittert der Flock sehr schnell oder bröckelt gar ab. So mache ich mehr oder weniger alle zwei, drei Monate eine Art Inventur, wo ich jedes Trikot noch mal anders falte, ausschüttele oder aushänge.“, berichtet der Hausherr von seinen Aufgaben als Sammler.
Wichtig sind Boris Möller die persönlichen Kontakte zu anderen Sammlern, ehemaligen Spielern, Funktionären oder anderen Quellen, von denen er seine Trikots bezieht. „Das ist mit das Schöne an der Sammlerleidenschaft. Was man da für Kontakte macht. Zum Beispiel bei den Reisen im Europapokal. Mit den Rangers-Fans, mit den West Ham oder Sevilla Fans. Da entstehen richtige Freundschaften.“
Er bekommt hin und wieder sogar Trikots aus Brasilien zugeschickt, weil die Eintracht in den 80er Jahren mal eine Reise dorthin gemacht und dort Trikots verschenkt hat. Diese tauchen hin und wieder mal auf. Wenn er dann eine entsprechende Nachricht erhält, würde er am liebsten sofort rüber fliegen und sich das angebotene Trikot persönlich abholen. Deshalb hat er auch ein kleines Notizbuch, wo er einträgt, von woher er welches Trikot erhalten hat. Denn jedes Trikot hat eine eigene Geschichte und die möchte er genauso kennenlernen, wie die Personen, die ihm die Trikots schenken oder verkaufen.
Der Trikothype hat in den letzten Jahren extrem zugenommen und viele Sammler sind neu dazugekommen. Gerade auch bei Sammlern von Eintracht-Trikots. Der sportliche Erfolg bringt es mit sich. Umso schwieriger ist es zuweilen geworden an Raritäten zu gelangen. Und gerade deswegen nimmt bei Boris Möller die Freude an jedem neuen Trikot eher noch zu, statt ab. „Es ist immer noch wie am ersten Tag. Ich freue mich dann wie ein kleines Kind und denke mir, was ist denn mit dir los. Und solange ich diese Freude noch an meinem Hobby habe, solange werde ich bestimmt weiter sammeln.“
Zur Person:
Boris Möller, 1979 ist Gießen geboren, lebt seit 2007 in Köln und ist seit 2009 als Unternehmer im Event- und Tourismusbereich erfolgreich. Eine detailierte Übersicht über seine Sammlung gibt es auf seiner Website und Social Media Kanälen.
Website: www.frankfurt-trikots.de
Facebook: Eintracht.Frankfurt.Trikots
Instagram: eintracht_frankfurt_trikots