Die Geschichte von Trigema als Trikotsponsor in der Fußball-Bundesliga dauerte exakt 18 Jahre: Sie beginnt 1979 beim FC Schalke 04 und endet 1997 mit Hertha BSC Berlin und dem KFC Uerdingen. Das Traditionsunternehmen aus Baden–Württemberg wird in dieser Zeit nicht weniger als elf Klubs aus der ersten und zweiten Bundesliga sponsern und hält bis heute einen besonderen Rekord: Trigema ist das bislang einzige Unternehmen, das bei mehr als fünf Bundesligavereinen geworben hat. Mit dem 1.FC Kaiserlautern, Waldhof Mannheim sowie dem VfL Bochum trugen 1988 gleich drei Erstligisten das Trigema–Logo auf der Brust – ebenfalls ein Rekord!
Vor dem Trikotsponsoring im Profifußball war das Unternehmen aus Burlardingen vor allem als Ausstatter im Tennis aktiv. Bereits 1967 wurde Wilhelm Bungert, damals der berühmteste deutsche Tennisspieler, verpflichtet und eine eigene Kollektion unter dessen Namen aufgelegt. Über die Kontakte im Tennis kam dann auch der erste Kontakt zu Schalke 04 zustande. Wolfgang Grupp, Inhaber und alleiniger Geschäftsführer von Trigema, erinnert sich: „Mich hat damals René Evers, der Chef des Sportmagazins „Tennis Revue“ in Stuttgart mit dem Ziel angesprochen, dass ich in seiner Zeitschrift Anzeigen schalte. Da er hartnäckig blieb und in seinem Magazin stets viel über Trigema zu lesen war, habe ich irgendwann zugestimmt. Nicht zuletzt deswegen, weil er ein sehr netter Mensch war. Ich stellte allerdings die Bedingung, mit meiner Anzeige nur auf der Titelseite des Magazins erscheinen zu wollen. Und darauf ist Evers – wider Erwarten – eingegangen. Für die damalige Zeit war das eine absolute Sensation, denn keine andere Zeitschrift hatte Werbeanzeigen auf dem Titelblatt.
„Wir redeten über ein finanzielles Engagement von 600.000 Mark pro Saison bei Schalke 04. Dafür ließ sich damals ein ganzes Fabrikgebäude hinstellen"
Trigema warb einige Jahre in der Tennis Revue, ehe René Evers mit einer neuen Idee auf Grupp zuging: Aufgrund seiner Kontakte zum Bundesligisten Schalke 04, machte René Evers Wolfgang Grupp den Einstieg in das Big–Business des Profi–Fußballs schmackhaft – was diesem jedoch anfangs als eine Nummer zu groß für sein Unternehmen erschien. Schließlich waren um 1979/1980 herum hauptsächlich Firmen wie BP, Canon, Magirus oder Minolta auf den Spielertrikots zu sehen. Weltkonzerne mit Millionenumsätzen.
„Wir redeten über ein finanzielles Engagement von 600.000 Mark pro Saison bei Schalke 04“, so Grupp: „Dafür ließ sich damals ein ganzes Fabrikgebäude hinstellen – was Sie sich nicht nur täglich anschauen konnten, sondern dass dann auch 30 Jahre als Produktionsstätte zur Verfügung stand. Dagegen war die Unterschrift unter den Werbevertrag mit Schalke nicht greifbar – eher wie Luft. Zumal die Laufzeit drei Jahre betrug und die Gesamtsumme bei 1,8 Millionen DM lag.“ Grupp, der Kaufmann, überlegte sich sehr gut, worauf er sich einließ. Und traf dann seine Entscheidung: „Die Großkonzerne kannte jeder, einen Nobody von der Schwäbischen Alb dagegen so gut wie niemand. Da fragt man sich doch unweigerlich, was Trigema eigentlich produziert? Ich hoffte, auf diese Weise unseren Bekanntheitsgrad steigern zu können – und genau so kam es.“
Die Verhandlungen mit dem FC Schalke 04, der sich tabellarisch in guter Position befand, bewegten sich schnell Richtung Vertragsabschluss. Bloß ein kleines – jedoch nicht ganz unwichtiges – Detail lag Grupp noch im Magen: Was passiert bei einem Schalker Abstieg innerhalb der dreijährigen Laufzeit des Sponsoren–Kontrakts? „Die Schalker Vereinsseite hielt dies für ausgeschlossen“, erinnert sich Grupp, der sich dennoch ein vertragliches Hintertürchen offen ließ: „Im Falle eines Abstiegs wurde vereinbart, dass wir für unsere Trikotwerbung nichts zu bezahlen brauchen. Im dritten Jahr stieg S04 tatsächlich ab und musste die Zweitliga–Saison vertragsgemäß ohne finanzielle Gegenleistung unsererseits spielen“.
„Zu mir konnte jeder Bundesligaverein kommen und sagen, ich habe noch keinen Trikotsponsor."
Danach ging es praktisch nahtlos weiter. Es sprach sich in der Fußballbranche herum, dass Wolfgang Grupp für schnelle und unbürokratische Entscheidungen stand und als alleiniger Trigema–Inhaber nicht, wie bei Großkonzernen üblich, auf Budgetfreigaben oder lange Entscheidungsrunden warten musste. „Zu mir konnte jeder Bundesligaverein kommen und sagen, ich habe noch keinen Trikotsponsor. Ich konnte bis vierzehn Tage vor Beginn der Saison und innerhalb einer Stunde entscheiden, ob ich das mache oder nicht. Ein Beispiel: Irgendwann rief mich mal Rudi Assauer an, der als Manager beim Zweitligisten VfB Oldenburg tätig war. Er wollte von mir 400.000 Mark als Gegenleistung für die Werbefläche auf der Trikotbrust haben. Ich habe ihm 125.000 Mark geboten, weil die 2. Liga für mich nicht so interessant war. Zudem machte ich Assauer das Angebot, dass er jederzeit erneut auf mich zukommen könne, falls seine Suche nach einem Partner, der ihm 400.00 Mark zahlt, erfolglos bleibt. Er würde dann von mir die versprochenen 125.000 DM bekommen – unter lediglich einer Bedingung: Das Mannschaftsfoto, das vor Saisonbeginn im Kicker–Sonderheft erscheint, muss die Trikots mit unserem Sponsoren–Logo auf der Brust haben. So kurzfristig ließen sich damals die Geschäfte regeln!“
Das Sponsoring war für Wolfgang Grupp immer eine reine geschäftliche Entscheidung. Manager, die hier private und berufliche Interessen verknüpfen, sind ihm ein Greul: „Es wäre fatal, wenn ich Millionen ausgebe, nur weil ich ein Hobby habe. Wenn das angestellte Manager so machen, dann ist das für mich ein Verbrechen. Ich würde niemals so gravierende Beträge – rein aus Eigen- und ohne Firmeninteresse – investieren. Das Trikotsponsoring sowie unsere Werbespots vor der Tagesschau waren – und sind – immer reine geschäftliche Entscheidungen zum Wohle des Unternehmens.“
Sein persönliches Verhältnis zum Fußball beschreibt Unternehmer Grupp als eher distanziert. Im Rahmen des gesellschaftlichen Lebens hält er sich über die Geschehnisse auf dem Laufenden, einen Lieblingsklub hat er indes nicht – selbst ein Bundesligaspiel in einer der modernen Arenen würde er sich „freiwillig“ nicht anschauen wollen. Anders als zur Zeit des aktiven Sponsorings, wo er die Tabellenplatzierungen der vom Unternehmen unterstützten Klubs sehr wohl im Auge behielt. Auch von kostspieligen Nebenabsprachen oder Platzierungsprämien nahm Trigema Abstand, die zusätzlichen Werbemöglichkeiten im und um das Stadion herum oder die Firmenwerbung auf den Mannschaftsbussen der „Trigema–Klubs“ wurden nicht zusätzlich vergütet: „Diese ganzen Werbemaßnahmen waren alle Bestandteil des Gesamtsponsoring–Paketes, dass wir mit jedem Klub abgeschlossen haben.“
Einen weiteren Schritt, nämlich mit Trigema ins Ausrüster–Geschäft einzusteigen, kam dagegen nie in Frage: „Adidas und Puma waren die prägenden Ausrüster dieser Zeit. Und denen ernsthaft Konkurrenz machen zu wollen, ist sinnlos. Ich muss Nischen besetzen und da stark sein, wo es meine Mitbewerber nicht sind. Dazu kam, dass wir nicht die Vertriebskanäle hatten, um die kleinen Vereine, mit denen das Hauptgeschäft gemacht wird, auszustatten. Lediglich als Ausrüster in der Bundesliga präsent zu sein, erschien mir als nicht zielführend. Adidas hatte das schon richtig erkannt: Wenn Trigema groß auf der Brust ist, spielt der Ausrüster des zugehörigen Klubs nur die zweite Geige. Als Ausrüster hätte ich zudem einen viel zu hohen Verwaltungsaufwand gehabt. Die Trikotwerbung kostete mich lediglich die Unterschrift auf einem Scheck – und danach hatte ich meine Ruhe.“
Trigema beschäftigte sich durchaus mit alternativen Möglichkeiten, um den eigenen Bekanntheitsgrad weiter zu steigern. So warf Grupp gegen Mitte der 80er Jahre mehr als nur ein Auge auf den deutschen Rekordmeister, der regelmäßig in internationalen Wettbewerben vertreten war und somit eine hohe TV–Präsenz – auch über die Grenzen Deutschlands hinaus – garantierte: „Ich muss gestehen, dass wir damals wirklich heiß auf den FC Bayern München waren. Herr Hoeneß und ich sind uns in der Zeit ja öfter begegnet und bei einem dieser Treffen habe ich ihm gegenüber mein Interesse an einer Werbepartnerschaft mit Bayern München bekundet. Herr Hoeneß, der Manager, und Herr Professor Scherer, der Schatzmeister, kamen daraufhin zu einem Gespräch zu mir. Unser Angebot bestand aus dem höchsten Betrag, der jemals für einen Werbekontrakt mit einjähriger Laufzeit in der Bundesliga bezahlt worden wäre: 1,5 Millionen Mark. Wir haben einen Zweijahresvertrag vereinbart und zwar unter der Maßgabe, dass der damalige Bayern–Sponsor Iveco seine Option auf den im Sommer auslaufenden Vertrag nicht einlöst. Wir haben uns verabschiedet und – wie unter Kaufleuten üblich – die Hand darauf gegeben, dass Trigema der nächste Trikotsponsor beim FC Bayern München wird, falls Iveco von seiner Verlängerungsoption keinen Gebrauch macht. Dieser Fall trat dann tatsächlich ein – doch FCB–Ausrüster Adidas meldete seine Bedenken an. Denen war es ja schon bei Schalke ein Dorn im Auge gewesen, dass wir als Textilfabrikant auf einem Adidas–Trikot Werbung gemacht hatten. Dazu kam, dass viele Bayern–Spieler von Adidas mit privaten Verträgen ausgestattet waren – das wiederum ermöglichte Adidas, Druck auf das Bayern–Management auszuüben, um Trigema als neuen Münchener Trikotsponsor zu verhindern. Herr Hoeneß oder Herr Scherer, ganz genau weiß ich es nicht mehr, rief mich eines Tages an und teilte mir mit, dass man unsere getroffene Handschlag–Vereinbarung nun leider doch nicht einhalten könne. Schlussendlich haben die Bayern dann ein anderes Unternehmen gefunden, dass als neuer Sponsor einstieg. Als Grundlage für die Vertragsverhandlungen diente mein Höchstgebot, das ich Bayern München für die Werbepartnerschaft in Aussicht gestellt hatte.“
Anfang der Neunziger Jahre begann dann das Sponsoring bei Hertha BSC. Durch die Wiedervereinigung wurde Berlin ein wichtiger Standort, mit dem man auch in den östlichen Teilen der Republik eine hohe Breitenwirkung erzielen konnte. Wolfgang Grupp erzählt die ganze Geschichte, die letztendlich zur Einstellung der Sponsoring–Aktivitäten seitens Trigema in der Fußball–Bundesliga führte. „Hertha BSC war dafür, dass sie sportlich nicht besonders erfolgreich waren, nicht gerade billig. Sie verlangten 800.000 Mark pro Saison und wollten die Vertragsbeziehung auch in der zweiten Bundesliga fortgesetzt wissen – was ich normalerweise abgelehnt hätte. Abstieg während der Vertragslaufzeit bedeutete in der Regel die Auflösung des Kontrakts. Weil ich den Standort Berlin jedoch als überaus attraktiv empfand, haben wir uns geeinigt. Die zweite Bundesliga wurde in das Vertragswerk mit aufgenommen, allerdings für einen sehr geringen Betrag – exakt 100.000 DM pro Saison. Etwas später war Hertha BSC tatsächlich abgestiegen und brauchte nun dringend frisches Geld in Höhe von 1,5 Millionen DM – 300.000 DM pro Saison –, um vom DFB die Profi–Lizenz für die kommende Spielzeit zu erhalten. Herthas Angebot: Vertragsverlängerung mit Trigema um fünf Jahre, wenn das Gesamthonorar in Höhe von 1,5 Millionen Mark problemlos für Hertha BSC abrufbar sei – zu welchem Zeitpunkt und in welcher Höhe auch immer. Für mich ging das in Ordnung. Die Zusammenarbeit mit dem Verein lief bis dato immer fair ab, also habe ich der Hertha in dieser schwierigen Lage geholfen.
"Es war eine tolle Werbung für uns und wir sind dadurch bundesweit bekannt geworden."
Kurz danach, unser Vertrag lief meiner Erinnerung nach gerademal ein, oder zwei Jahre, stieg Bertelsmann gemeinsam mit der UFA in die Vermarktung der Bundesliga–Rechte ein. Auch an Hertha BSC Berlin besaßen sie gewisse Rechte – mit Ausnahme der Brustwerbung. Dazu kam, dass die Stadt Berlin während unserer Vertragslaufzeit Bundeshauptstadt wurde und Hertha seitens der UFA als „Hauptstadtklub“ massiv gepusht wurde. Zudem wurden überall UFA–Leute eingesetzt und die „alte Garde“ ausgetauscht. So war zum Beispiel Herthas Präsident, Herr Roloff, mit dem ich den Fünfjahresvertrag geschlossen hatte, plötzlich weg. Kaum war die UFA bei Hertha dabei, bekomme ich ein Schreiben, dass Trigema den Vertrag annullieren solle. Er wäre gegen die guten Sitten und erpresserisch. Ich hätte eine Notsituation ausgenutzt und man drohte mir mit einem Prozess. Ich empfand dass als große Frechheit. Ich war immer ein anständiger Partner für Hertha gewesen und habe es deshalb auch auf den Prozess ankommen lassen, den die UFA anschließend in allen Punkten verloren hat. Der Sponsorenvertrag ist danach weitergelaufen – wenngleich das Verhältnis untereinander stark litt. Man sprach nur noch das allernötigste. Nicht lange danach habe ich mich mit dem damaligen Hertha–Manager Dieter Hoeneß in Berlin getroffen. Er bat mich darum, unsere Zusammenarbeit beenden zu dürfen – obwohl die fünf Jahre noch nicht abgelaufen waren. Dazu muss man wissen, dass die Summen für das Trikotsponsoring in der Bundesliga zwischenzeitlich auf zwei, drei oder gar fünf Millionen DM pro Saison explodiert waren. Wir hingegen zahlten – nach dem gewonnenen Prozess gegen die UFA – immer noch unsere 300.000 Mark pro Saison an die Hertha. Zu diesem Zeitpunkt reifte in mir die Erkenntnis, dass die Zeit von Trigema als Vereinssponsor abgelaufen war. Wenn sie einen nicht mehr brauchen – oder man nicht mehr das zahlt, was so üblich ist –, dann verlassen sie dich oder wollen aus ihren Verträgen raus. Das war übrigens vorher schon beim Tennis so gewesen. Damit war das Kapitel Fußball-Bundesliga 1997 für uns abgeschlossen. Es war eine tolle Werbung für uns und wir sind dadurch bundesweit bekannt geworden. Und noch heute werden wir ja mit dieser Zeit in Verbindung gebracht.“